[Personalmangel, 40 Kinder gleichzeitig betreuen, Gedankenspiel] neuer Kommentar

Joachim Happel schreibt unter Personalmangel 40 Kinder gleichzeitig be:
Die beschriebenen „Notfallmaßnahmen“ sind, wie der Name schon erahnen lässt, Maßnahmen, die wahrscheinlich auch auf Dauer zu einer Festschreibung erhöhter Arbeitsbelastung führen. Ich erwarte mir von diesem Ansatz keine Verbesserung.

Wenn es kurz- und mittelfristig nicht möglich ist, den Lehrkräftemangel zu beheben, muss die Stärkung und Unterstützung durch außerschulische Maßnahmen Priorität bekommen, Lehrkräfte von Tätigkeiten zu entlasten, die auch von andere Berufsgruppen oder zentral geleistet werden könnten.

Im Mittelpunkt der Lehrtätigkeit steht in meinem Bildungsverständnis die intensive Beziehungsarbeit mit Schülerinnen und Schülern (SuS). In der Pandemie wurde deutlich, wie fatal sich die Vernachlässigung dieses Faktors auf die Gesundheit und Entwicklung von Kindern auswirkt. Eine Erhöhung der Unterrichtsstunden für Lehrkräfte und der Anzahl von SuS in ihren Lerngruppen ist als Krisenintervention absolut kontraindiziert.

Lösungsansätze sehe ich nur in Unterstützungssystemen, die Schulen und Lehrkräften von außen zusätzlich bereitgestellt werden. Dazu gehören Maßnahmen, die Vorbereitungs- und Korrekturzeiten von Lehrkräften deutlich verringern. Einen Großteil der Zeit verbringen Lehrkräfte mit der Produktion von Unterrichtsmedien, deren effektiver Nutzen in der Regel erst im Laufe der Zeit und häufig gar nicht evaluiert werden kann. Ebenso zeitintensiv sind die Erstellung von Klausuren und deren Korrekturen.

Viele dieser Arbeiten könnten auch von außerschulischen, staatlich oder durch Schulträger beauftragten Einrichtungen zentral übernommen werden. Zentralen Unterstützungseinrichtungen müssten dabei so ausgestattet sein, dass sie für die Auswertung und Erstellung von Prüfungsarbeiten KI-Systeme nutzen und auf Anforderung hin digitale Lernmedien beauftragen können, die an den individuellen Lernfortschritt von SuS angepasst werden und für selbstreguliertes Lernen geeignet sind.

Dadurch würden Lehrkräfte Zeit gewinnen für intensivere, individuelle Begleitung, mehr Zeit für Erklärungen und für die Schaffung eines positiven Lernklimas. Das könnte in offenen Lernräumen auch Arrangements erlauben, die bisherige Vorstellungen von Klassengrößen deutlich übersteigen und Freiräume schaffen.