[Personalmangel, 40 Kinder gleichzeitig betreuen, Gedankenspiel] neuer Kommentar

markmeinhard schreibt unter Personalmangel 40 Kinder gleichzeitig be:
Wenn ich von meinem Bereich ausgehe und überprüfe, für welche Aktionen und Tätigkeiten Entlastungstunden den Lehrkräften zukommen lassen, so sind diese i.d.R. auf Engste mit ihren pädagogischen Aufgaben verbunden. Möglicherweise ist bei den zusätzlichen Aufgaben, die auf Schulen zukommen, hier noch etwas Luft: IT, Datenschutz, Arbeitssicherheit usw., aber auch hier braucht einen Konnex zur Schule und zur Schul- und Schülerwirklichkeit. Die Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren mit externen Vergaben gemacht haben, waren eher ernüchternd. Die Anzahl der Stunden, die ich so gewinnen könnte, ist marginal.
Und: Wer in Teilzeit gegangen ist, hat i.d.R. dafür einen guten Grund: Pflege eines Angehörigen, Betreuung der eigenen Kinder usw. – Ein „einfaches“ Hochzeiten der Arbeitszeiten entspräche nicht dem, was ich mir unter einer guten Führung vorstelle.
In der „Auseinandersetzung“ mit dem Staat scheint mir vielmehr Folgendes wichtig: Für alle die, die nicht verbeamten können (z.B. evang. Schulen in Bayern) braucht es für den Angestelltenstatus zusätzliche Anreize. Hier brauchen Schule rechtliche Unterstützung und machbare Vorschläge: Was ist erlaubt, was geht nicht? Wie soll mit der Arbeitszeiterfassung gut umgegangen werden? Was bedeutet es, im Angestellenverhältnis zu sein gegenüber dem Beamtentum? Wo sind die realen Vorteile, die es ja auch gibt? Wie lassen sich diese gewinnbringend einsetzen? Wie gelingt es, landesübergreifend ohne großen bürokratischen Aufwand, Quereinsteiger nachzuqualifizieren, damit sie ihre Arbeit vor Ort gut machen können? Wären die päd. Institiute hierzu ein guter Ansatzpunkt oder sollen die Schulstiftungen vor Ort diese Arbeit leisten? Wir brauchen einfachere Genehmigungsverfahren für die Quereinsteiger und müssen weg von hohen bürokratischen Hürden. Wie kann das gelingen?
Größere Klassengruppen können nur gelingen, wenn zusätzliches päd. Personal in der Klasse vor Ort ist. Diese aber sind nicht refinanziert, wenn man denn überhaupt Personal gewinnen kann. (Auch hier ist der Markt leer.)
Eigenverantworltliches Lernen kann auch nur gelingen, wenn die Lehrkraft als Mentor im Hintergrund präsent ist: Sprich, auch hier wird Arbeitszeit anfallen, auch wenn diese flexibler planbar sein sollte. Die Forderung nach mehr EVL und versetzten Anfangszeiten (Dalton) oder mehr Projektarbeit (Frei-Day usw.) bedeutet keine reale Verkürzung von Stundeneinsatz von Kolleginnen und Kollegen, sondern erst einmal mehr konzeptionelle Arbeit und damit mehr Zeiteinsatz.
Der billigste Weg, mehr Schülerinnen und Schüler in einer Klasse zu führen ist die Rückkehr zum Frontalunterricht unter strenger Regie mit möglichst effektiven Sanktionen bei Störungen. Das aber kann der Weg ja wohl inhaltlich nicht sein.
In bestimmten Jahrgangsstufen haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, mehr Vorlesungsbetrieb anzubieten, z.B. Mathe in der gy Oberstufen vor ganzen Kursen mit einem umfänglichen Skipt (= Uniprinzip), um danach in effektive Kleingruppen mit Betreuung gehen zu können. Das heißt: Zentraler und frontaler Input durch einen Einzelnen, danach Vertiefung mit mehreren. Das „spart“ tatsächlich ein wenig Stunden, bzw. lässt die Möglichkeit zu, in der Vertiefungsphase kleinteiliger zu arbeiten. Aber auch dies ist kein flächendeckendes Modell, sondern auf bestimmte Schultypen und Altersklassen begrenzt. Zudem machen wir die Erfahrung, dass die Schüler*innen dies (noch) nicht wirklich ernst nehmen. Die Aufmerksamkeitsspanne in den Vorlesungen ist gering: Hier müsste anders eingeübt werden, damit solch eine Vermittlung effektiver geschehen kann.